Schlüsselkompetenzen

Wie ich bereits in meinem Artikel über das Ziel einer Berufsausbildung und berufliche Handlungsfähigkeit schrieb, setzt sich Letztere aus verschiedenen Schlüsselqualifikationen zusammen.

Dabei handelt es sich allerdings nicht nur um Fertigkeiten, Fähigkeiten und Kenntnisse, die speziell auf den ausgebildeten Beruf bezogen sind. Vielmehr sollen diese auch berufsübergreifend bei anderen Tätigkeiten, Funktionen oder sogar in artfremden Berufsfeldern genutzt werden können – jetzt und natürlich auch in der Zukunft.

Schlüsselqualifikationen vs. Schlüsselkompetenzen

In den Kursen und auch in der Literatur werden diese beiden Begriffe meist synonym genutzt. Im Grunde ist das allerdings nicht ganz richtig. Falls du dich auf die AEVO-Prüfung vorbereitest, ist der Unterschied nicht allzu relevant, denn auch dort wird meist nur von „Schlüsselqualifikationen“ gesprochen, das ist dann auch die korrektere Bezeichnung. Dennoch halten wir es für notwendig, mindestens Vollständigkeitshalber auf die Zusammenhänge hinzuweisen.

Schlüsselqualifikationen Schlüsselkompetenzen
Schlüsselqualifikationen sind immer konkret beschreibbar und messbar. Sie werden in einzelne Schlüsselkompetenzen eingeteilt (Sozialkompetenz, Persönlichkeitskompetenz usw.).

Merkmale für Schlüsselqualifikationen:

  • Sie sind direkt vermittelbar
  • Sie können direkt bewertet werden
Eine Schlüsselkompetenz ist als eine persönliche und berufsbezogene Handlungskompetenz zu verstehen. Sie kann in der Regel nicht bewertet werden da es sich eher um einen „Bereich“ handelt. Es geht hier teilweise auch simpel ausgedrückt um die „Überschriften“ der einzelnen Schlüsselqualifikationen.

Merkmale für Schlüsselkompetenzen:

  • Sie können im Allgemeinen gefördert werden
  • Sind nicht direkt vermittelbar, da es nur die „Bereiche“ sind
  • Sie können nicht bewertet, sondern nur beurteilt werden
Beispiel: Empathie Beispiel: Sozialkompetenz
Empathie ist eine konkret beschreibbare und messbare Schlüsselqualifikation. Beispielsweise kann man bewerten, ob ein Auszubildender in der Lage ist, aktiv zuzuhören oder offen nachzufragen (beides Merkmale und Voraussetzungen der Empathie). Die Sozialkompetenz kann beurteilt werden. Allerdings hat diese Beurteilung keine Aussagekraft zu den einzelnen Schlüsselqualifikationen (z.B. Empathie oder ähnliches).

Schlüsselqualifikationen – ein Definitionsversuch

„Schlüsselqualifikationen sind erwerbbare allgemeine Fähigkeiten, Einstellungen und Wissenselemente, die bei der Lösung von Problemen und beim Erwerb neuer Kompetenzen in möglichst vielen Inhaltsbereichen von Nutzen sind, so dass eine Handlungsfähigkeit entsteht, die es ermöglicht, sowohl individuellen als auch gesellschaftlichen Anforderungen gerecht zu werden.“

Quelle: Orth, Helen (1999): Schlüsselqualifikationen an deutschen Hochschulen. Konzepte, Standpunkte und Perspektiven. Neuwied/Kriftel/Berlin: Luchterhand, S. 107

wichtige Erkenntnisse daraus:

  • Schlüsselqualifikationen sind erwerbbar und nicht vererbt
  • es handelt sich dabei nicht nur um kognitive Fähigkeiten
  • sie sind in unterschiedlichen sozialen und beruflichen Bereichen von großer Bedeutung
  • sie leiten sich aus den Anforderungen der (künftigen) Arbeits- und Lebenswelt ab

Oder anders gesagt: Auszubildende sollen lernen, berufliche Probleme sachgerecht, durchdacht und verantwortlich zu lösen – auch wenn die neue Situation nicht identisch mit der Geübten ist. Falls du dich an mein Beispiel mit dem Posteingang und -Ausgang erinnerst: Die/ Der Auszubildende sollte die Briefe auch bearbeiten können, wenn ein Umschlag beispielsweise schwerer oder größer als normal ist.

Zu den wichtigsten Bereichen der beruflichen Handlungsfähigkeit gehören die folgenden fünf Kompetenzbereiche, die wiederum aus verschiedenen Eigenschaften bestehen (dazu gleich mehr):

  • Fachliche und methodische Kompetenz: Bereichsübergreifend einsetzbare Fertigkeiten, Kenntnisse und Fähigkeiten ermöglichen es, berufstypische Aufgaben ordnungsgemäß und fachgerecht zu erledigen. Dazu zählt auch die Fähigkeit, sich fehlendes Fachwissen anzueignen, um berufliche Herausforderungen zu meistern. Methodenkompetenz stellt hierbei eine Grundlage dar, um Fachkompetenz aufzubauen.
  • Persönliche Kompetenz: Hierbei handelt es sich um Einstellungen, Werten und Fähigkeiten im Umgang mit sich selbst – aber auch in Bezug auf die Umwelt und Arbeit.
  • Soziale Kompetenz: Diese Kompetenzen befähigen zur Interaktion, Kommunikation und dem Austausch von Informationen mit Anderen. Im Berufsleben bilden sie eine Grundlage zur Bereitschaft und Fähigkeit mit Kollegen und Vorgesetzten auf eine kooperative und konstruktive Art zusammenzuarbeiten.
  • Medienkompetenz: Nicht nur im Alltag, sondern auch im Berufsleben kommen Auszubildende immer öfter mit Medien in Berührung. Daher ist es wichtig, dass sie sich mit der Technik sowie ihren Inhalten und Zielen auseinandersetzen.

Welche Schlüsselqualifikationen verlangt die Arbeitswelt von Einzelnen?

Das kann man pauschal nicht so sagen, denn diese sind je nach Beruf und Arbeitsalltag ganz unterschiedlich. Im Folgenden möchte ich einige Beispiele für wichtige Soft Skills in der Arbeitswelt (auch während der Ausbildung!) präsentieren:

Liste der Schlüsselkompetenzen Zugehörige Schlüsselqualifikationen
Fachkompetenz
  • fachliche Fertigkeiten
  • fachliches Wissen
Methodenkompetenz
  • Problemlösungsstrategien
  • Lern- und Arbeitsmethodik
Persönlichkeitskompetenz oder auch

Individualkompetenz

  • abstraktes Denkvermögen
  • analytisches Denkvermögen
  • Ausdauer
  • Belastbarkeit
  • Disziplin
  • Durchhaltevermögen
  • Eigeninitiative
  • Einsatzwille Effizienz
  • Entscheidungsfähigkeit
  • Flexibilität
  • Gesprächsbereitschaft
  • Geduld
  • Interesse
  • Konzentrationsfähigkeit
  • Kreativität
  • Leistungsbereitschaft
  • Lernbereitschaft
  • Lernfähigkeit
  • logisches Denkvermögen
  • Motivation
  • Neugier
  • Qualitätsorientierung
  • Selbstständigkeit
  • Sorgfalt
  • Sprachkompetenz
  • Urteilsvermögen
  • Umgang mit Veränderungen
  • Zuverlässigkeit
Sozialkompetenz
  • Aufgeschlossenheit
  • Durchsetzungsfähigkeit
  • Einfühlungsvermögen
  • Firmenbezug
  • Hilfsbereitschaft
  • Interkulturelle Kompetenz
  • Konfliktfähigkeit
  • Kontaktfähigkeit
  • Kommunikationsfähigkeit
  • Kompromissfähigkeit
  • Kooperationsbereitschaft
  • Kritikfähigkeit
  • Teamfähigkeit
  • Toleranz
  • Umgangsformen
  • Umweltschutz-Bewusstsein
  • Verantwortungsbewusstsein

Warum sind Schlüsselqualifikationen so wichtig?

Unsere Welt unterliegt einem stetigen Wandel. Vor allem das Berufsleben hält ständig neue Überraschungen bereit. Damit Auszubildende bzw. künftige Fachkräfte dafür gewappnet sind, benötigen sie Schlüsselkompetenzen, um Aufgaben fachgerecht zu bewältigen.

Sobald Sie eine benötigte (Teil-)Kompetenz oder auch „den Schlüssel“ besitzen, eröffnen sich neue spannende Möglichkeiten, von denen nicht nur die jungen Menschen selbst profitieren, sondern auch dein Unternehmen.

Herausforderungen wie die Globalisierung, Tertiarisierung, steigende Informations- und Wissensflut, neue Formen der Betriebs- und Arbeitsorganisation können nur durch Mitarbeiter bewältigt werden, deren Schlüsselfähigkeiten kontinuierlich gefördert werden.

Der Diskurs über den Begriff „Schlüsselkompetenzen“ entfachte übrigens in den 70er Jahren, als Unternehmen nach einer Möglichkeit suchten, ihre Konkurrenzfähigkeit erhalten. Aber auch Arbeitnehmer hatten zu der Zeit ein zunehmendes Interesse daran, ihre individuellen Fähigkeiten zu festigen und auszubauen, um einmal erworbene Berufsqualifikation zu erhalten.
Quelle: Vom Konzept der Schlüsselqualifikationen zum Konzept beruflicher Handlungskompetenz: https://www-user.tu-chemnitz.de/~nean/Praesentationen/Vortrag-Oberthal.pdf; abgerufen am 15. Januar 2017.

Wie können Schlüsselqualifikationen gefördert werden?

Wichtig ist, dass du dir bewusst machst, dass es Kompetenzbereiche gibt, die besser gefördert werden können, als andere. Fremdsprachen und EDV-Kenntnisse beispielsweise, die in den Bereich Sach- und Fachkompetenz fallen, können sehr gut vermittelt werden. Auch Zeitmanagement (Methodenkompetenz) und Präsentationstechniken (Sozialkompetenz) sind erlernbar, doch es gibt viele Selbstkompetenzen, die das Ergebnis impliziter Lernvorgänge im Alltag sind. Quelle:
Siehe: Weinert, Franz E. (1998): Vermittlung von Schlüsselqualifikationen. In: Matalik, Silvia/Schade, Diethard (Hrsg.): Entwicklungen in Aus- und Weiterbildung: Anforderungen, Ziele, Konzepte. Baden-Baden: Nomos, S. 35

Daher solltest du als Ausbilder nicht nur darauf setzen, fachnahe und fachlich fundierte Schlüsselqualifikationen zu fördern, sondern auch großen Wert auf einen gepflegten Umgang miteinander legen – und dies auch vorleben. Du bist das Vorbild deiner Auszubildenden und sie orientieren sich an deinem Verhalten.

  • Wenn du beispielsweise unfreundlich zu Kunden bist,
  • keine Lust auf deine Arbeit hast,
  • in Gesprächen lieber redest als zuhörst oder
  • ständig Sachen anfängst, aber nicht zu Ende bringst,

beeinflusst du damit direkt die Selbst- und Sozialkompetenz deiner Auszubildenden, obwohl du dir dessen vielleicht gar nicht bewusst bist.

Schlüsselqualifikationen in der AEVO Prüfung

In der Prüfung solltest du mindestens folgendes Wissen bzw. beantworten können:

  • Einzelne Schlüsselqualifikationen den Schlüsselkompetenzen zuordnen („Wozu zählt Empathie?“)
  • Kategorien (Kompetenzen) mit 1, 2, 3 Beispielen nennen
  • Du kannst gefragt werden: „Welche Schlüsselqualifikationen haben Sie in Ihrer Unterweisung angesprochen?“
  • Definition der Schlüsselqualifikationen kennen und auch den Unterschied zur Begabung verstehen

Zusammenfassung der behandelten Fragen zum Thema „Schlüsselkompetenzen erstellen“ in diesem Artikel:

  • Welche Bedeutung haben Schlüsselqualifikationen bzw. Schlüsselkompetenzen?
    • Qualifikationen sind die Bereiche – Kompetenzen die Überschriften
  • Welche Schlüsselqualifikationen gibt es (AEVO/AdA)?
    • Selbst die obige Liste ist nicht abschließend, recherchiere gerne noch weitere Schlüsselqualifikationen!
  • Die wichtigsten Schlüsselqualifikationen
    • Kommen immer auf den Beruf und die Umstände an!
  • Vom Konzept der Schlüsselqualifikationen zum Konzept beruflicher Handlungskompetenz
  • Notwendigkeit der Schlüsselqualifikationen bzw. Schlüsselkompetenzen
  • Einteilung der Schlüsselqualifikationen bzw. Schlüsselkompetenzen
  • Was sind fachübergreifende Schlüsselqualifikationen?
    • Wie der Name schon sagt: Diese können Bereichs- und Fachübergreifend angewandt werden
  • Was sind Schlüsselqualifikationen Definition/ AEVO/ Beispiele/ Ausbildung?
    • Wurde oben hoffentlich detailliert geklärt!
  • Warum werden Schlüsselqualifikationen immer wichtiger?
    • Früher mussten nur Führungskräfte konfliktfähig sein, heute jeder Mitarbeiter. Laut Umfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertages sind Teamfähigkeit, Selbstmanagement, Einsatzbereitschaft und Kommunikationsfähigkeit die wichtigsten geforderten Kompetenzen. Erst an fünfter Stelle rangiert das Fachwissen.
  • Warum Schlüsselqualifikationen heute wichtig sind
  • Wie werden Schlüsselqualifikationen vermittelt?
  • Wie können Schlüsselqualifikationen gefördert werden?

Wir haben versucht, in diesem Artikel so detailliert wie möglich auf das Thema einzugehen, das sehr viele unserer Kunden bei der AEVO Prüfungsvorbereitung mit Schlüsselqualifikationen Probleme haben. Sollte für dich noch etwas unklar sein: Schreibe uns doch einfach eine Nachricht! 🙂

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  2. KUCK GUCK! Kunst ist BUNT - Potpourri-See - […] zur Hilfe, ist eine Schlüsselkompetenz. Diese darf nicht verloren gehen, das ist Lebebsexistenz angereichert mit sehr vielem Wissen! […]

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