5 Tipps für noch bessere Unterweisungen als Ausbilder

Huhu 🙋‍♀️🙋‍♂️ 

Für den heutigen Artikel haben wir uns etwas ganz Besonderes überlegt: Heiko und ich bündeln unsere Ideen in einem großen Ratgeber: “Ideen für noch bessere Unterweisungen als Ausbilder”. Unterweisen ist so individuell wie jeder Ausbilder – daher wollte ich euch nicht vorenthalten, dass selbst wir ganz unterschiedliche Herangehensweisen haben. 😄 

Katjas Tipp #1: Erstelle eine ordentliche Adressatenanalyse 

Es ist DAS Thema in Handlungsfeld 3: die Adressatenanalyse. Leider erlebe ich im Alltag oft, dass Teilnehmer es eher als Pflicht-Kür im Rahmen des Unterweisungsentwurfs für ihre AEVO Prüfung sehen, nicht aber als wichtige Werkzeug für den Alltag. 

Welche Inhalte sollte eine Adressatenanalyse umfassen? 

Ich unterscheide hier zwischen zwei Varianten: 

  1. der ersten Adressatenanalyse für einen neuen Auszubildenden 
  2. der ersten Adressatenanalyse für einen neuen Auszubildenden 

Die erste Adressatenanalyse 

Diese sollte umfassender sein und alle wichtigen allgemeinen Punkte enthalten. Dazu zählen: 

  • Name 
  • Alter 
  • Zeit im Unternehmen/ Ausbildungsjahr 
  • optional (sofern relevant): Körperliche Eigenschaften 
  • Schulische Vorbildung 
  • sofern schon möglich: Charaktereigenschaften + Persönlichkeitsmerkmale 
  • sofern schon möglich: Erfahrungen, Interessen und besondere Begabungen 
  • sofern schon möglich: Arbeitsverhalten 
  • sofern schon möglich: Lern- und Sozialverhalten im Betrieb 
  • sofern schon möglich: Einschätzung der Auffassungsgabe 

Darauf baust du künftig auf. Je genauer du weißt, mit wem du es zu tun hast, umso leichter wird es dir fallen, die passende Unterweisung zu kreieren. 

⚠️ Achtung: Ein häufiger Irrglaube ist, dass wenn ein Ausbilder eine Unterweisung vorbereitet hat, er die dann einfach nur in den nächsten 50 Jahren runterrattern kann. Doch jeder Auszubildende bringt individuelle Eigenschaften mit, die du beachten solltest. 

Tipp: Lerntypen-Test machen lassen 

Einer dieser Punkte ist beispielsweise der Lerntyp. Welche Formen es gibt und wie du die individuellen Ausprägungen optimal fördern kannst, habe ich dir bereits in meinem Ratgeber über Lerntypen verraten. Daher möchte ich nur kurz auf ein persönliches Beispiel eingehen: 

Ich liebe Hörspiele. Ich finde es so toll, beim Autofahren, Aufräumen oder was auch immer Fachbüchern zu lauschen und neue Dinge zu lernen. Aber: Ich kann sie mir nicht merken. Es rauscht einfach an mir vorbei und verpufft. Warum? Weil ich einfach nicht gut über Hören lernen kann. Für mich sind Sehen und Tun die beiden Wege, Inhalte zu lernen. Deshalb sitze ich bei Vorträgen auch immer mit meinem iPad und Pencil da und schreibe handschriftlich mit. 🙈😂 Ansonsten brauche ich mich gar nicht in den Vortrag zu setzen … 🙈 

Genauso ist es bei deinen Auszubildenden auch. Wenn dein erster Auszubildender beispielsweise gut mittels Hören lernen konnte, du ihm viel mündlich erklärt hast und er es verstanden hat … und dann jemand wie ich kommt, wirst du graue Haare bekommen. 😅 

Daher solltest du jeden Auszubildenden individuell betrachten. 

Weitere wichtige Aspekte + nachfolgende Unterweisungen 

Damit hast du den Grundstein gelegt. Nun geht es an spezifische Punkte: 

1. (für die Ausbildungseinheit relevante) bereits vermittelte Fertigkeiten + Kenntnisse aus Berufsschule und Betrieb 

Auch hier eins meiner Lieblingsbeispiele aus meiner eigenen Ausbildungszeit: 

Ich sollte Briefumschläge beschriften, die Briefmarke draufkleben und das Ganze in die Kiste für den Postausgang legen. Meine Ausbilderin ging davon aus, dass sie das Thema Postausgang nicht unterweisen müsse – schließlich war ich 19 und hatte ein Abi. Doch glaub mir, ich habe viel gelernt über die unsinnigsten Themen. Aber wie man einen Briefumschlag beschriftet???  😅  

Jedenfalls hat sie meine Kreation nicht weiter kontrolliert, die Briefe gingen raus … und kamen am nächsten Tag postwendend zurück samt der Postfrau, die fragte was los gewesen sei. 😄  

Meine Ausbilderin war total enttäuscht, wie ich Briefumschläge nicht korrekt beschriften könnte. Aber ganz ehrlich: ich musste es noch nie und hab mein Bestes gegeben. An diesem Tag haben wir denke ich beide viel gelernt. 🤪 

2. die Motivation für die Unterweisung 

Unter Motivation verstehen viele “Hey, yo, super!” – aber das meine ich nicht. Überlege dir, wie du deinem Auszubildenden klarmachst, warum er dieses Thema lernen muss. Im besten Fall soll er sich künftig um die Sache im Unternehmen kümmern und er übernimmt damit eine wichtige Aufgabe in eurem Betrieb. Im schlechtesten Fall muss er es einfach für die Prüfung können, weil es im Ausbildungsrahmenplan steht und abgefragt werden kann. 

💡 Unabhängig davon was zutrifft: Erkläre deinem Auszubildenden, das “Warum”, damit er sich auf das “Was” und “Wie” einlassen kann. 

Heikos Tipp #2: Zielklarheit 

Mindestens genauso wichtig wie die Adressatenanalyse ist eine Klarheit über die Lernziele deiner Unterweisung. In unseren Kursen wird das Thema sehr intensiv behandelt, weil es einfach extrem wichtig ist. Denn ohne ein Ziel schießen wir ins Schwarze, unser Auszubildender erkennt den Sinn der Unterweisung nicht, aber auch uns als Ausbilder fehlt der rote Faden. 

Daher solltest du ganz dringend sinnvolle und erreichbare Ziele setzen, dich aber auch vorab intensiv mit der Unterweisung beschäftigen um dir deinen eigenen “roten Faden” zu kreieren. Hier nun alles nochmal auf einen Punkt: 

Zielklarheit für deine Auszubildenden 

Im Fokus der Zielklarheit für Auszubildende stehen: 

  • Die Motivation. Denn ohne konkretes Ziel würdest auch du vermutlich keinerlei Lust haben loszulegen. 
  • Seine/ihre Planung, um beispielsweise den Umfang des Themas zu erfassen und sich auf die kommenden Stunden, Tage oder auch Wochen vorzubereiten. 
  • Und auch das Thema Hemmungen nehmen ist wichtig: Wenn deine Auszubildenden ausführlich aufgeklärt sind, ein Ziel und Zwischenziele kennen, werden sie bedeutend lockerer und freier in die Unterweisung starten. 

Zielklarheit für dich 

Auch für dich als ausbildende Person gibt es eine Reihe Vorteile, die du durch das Setzen von Zielen und somit das Schaffen der Zielklarheit erhältst: 

  • Die zeitliche Planung ist deutlich verbessert. Wenn du Ziele setzt, kannst du deren Umfang abschätzen und somit eine bedeutend exaktere zeitliche Planung vornehmen. 
  • Du hast einen roten Faden. Auch die ausbildenden Personen müssen sich an einem roten Faden halten, um die Unterweisung möglichst sinnvoll und lernfördernd aufzubauen. 

Heikos Tipp #3: Azubi “planen lassen” 

Direkt dahinter kommt mein persönlicher Lieblingstipp, der in meinen Kursen immer für Verwunderung sorgt: Lasse deine Auszubildende doch mal planen! 

Ok, ich gebe zu es hört sich tatsächlich falsch an, allerdings meine ich damit natürlich nicht, dass deine Auszubildende deine Arbeit übernehmen. Aber bei relativ einfachen, langweiligen oder nicht allzu sicherheitsrelevanten Themen kann man das schon mal machen. Selbstverständlich haben die Auszubildenden keine Ahnung vom Thema, aber darum geht es ja auch nicht: es soll um die Umsetzung gehen und die Fragen: 

  • “Wie würdest du denn jetzt an solch ein Thema rangehen?”, 
  • “Wo würdest du die Unterweisung jetzt durchführen?”, 
  • “Welche Ausbildungsmittel wären für das Thema jetzt interessant?” oder auch ganz simpel 
  • “Wie sollten wir das nun zeitlich planen?”. 

Du siehst, kein Hexenwerk. Aber was sollte das nun bringen? Ganz einfach: Deine Auszubildenden werden so zu besseren Lernern, ihre Selbständigkeit wird genauso gefördert wie auch ihre Problemlösungskompetenz. Und ganz nebenbei steigert das die Motivation, euer Verhältnis zueinander und das Selbstwertgefühl der Auszubildenden. 

Katjas Tipp #4: Lernfilme, statt immer das Gleiche zu erzählen 

Es gibt Themen wie Sicherheits-, Gesundheits- und Umweltschutz, die ungemein wichtig sind … aber unaussprechlich öde. 🙄 Ich habe es gehasst und meine Auszubildenden noch viel mehr.  

Für unseren nächsten Auszubildenden habe ich mir daher etwas anderes überlegt: Inspiriert durch mein-erklaerfilm.de möchte ich ständig wiederholende Themen als coole Erklärfilme erstellen lassen.  

Zugegeben, dass kostet Geld. Aber …  

  1. es erspart mir und den Auszubildenden ungemein Nerven,  
  2. es ist deutlich angenehmer, sich so einen Erklärfilm zu Einführungsthemen am ersten Tag bei Popcorn und guter Laune anzusehen – wichtige Punkte kann ich dann später in einem Lehrgespräch ergänzen  
  3. ganz platt gesagt: wir können es von der Steuer absetzen 😅 

Bei der Auswahl eines Anbieters und Umsetzung solltest du unbedingt darauf achten, dass der Film wirklich zu eurem Unternehmen passt. Hier einige Ideen: 

  • greift bekannte Persönlichkeiten eures Unternehmens (wie beispielsweise den Ausbildenden) auf. 
  • nutzt Bilder oder Zeichnungen des realen Betriebsgeländes 
  • bei der Farbwahl sollten eure Corporate Colors eine Rolle spielen 

Heikos Tipp #5: Die Axt im Wald 

Mein letzter Tipp in diesem Artikel lautet: Gehe auch mal neue Wege, lernt lebensnah und nutzt eure Umgebung. Natürlich ist dieser Tipp nicht wirklich für alle Themen geeignet. Allerdings hier ein wenig Input anhand eines Beispiels, damit du verstehst, was ich meine: 

🪓 Der Tischler im Wald: In der Tischlerei zu lernen ist praxisnah und hilft den meisten Auszubildenden. Allerdings ist hier ein neuer Ansatz: Geht doch mal in einen nahen Wald, um die Bäume und Baumarten kennenzulernen, Hölzer zu bestimmen oder auch einfach mal “old school” zu sägen. So kannst du einen ersten Haken bei § 4 Punkt 10 im Ausbildungsrahmenplan der Tischler AO machen und hast das Thema auch noch lebensnah und spannend rübergebracht.

Als ich damals meinen Landschaftsgärtner angefangen habe, lernten wir immer nur in der Werkstatt, dort haben wir beispielsweise auch die Kettensäge erklärt bekommen… meist an Baumstümpfen. Wie cool war das Gefühl, als wir dann tatsächlich endlich mal in den Wald gegangen sind. Wir haben wirklich Bäume gefällt und unser Ausbilder machte in 2 Minuten aus 3 Baumstümpfen einen Tisch und zwei Stühle mit der Kettensäge. Wahnsinn! 😊   


Hui, was für ein Brocken! 🥵 Wir hoffen, dass dich unsere Tipps inspirieren und im Alltag helfen. Falls dir noch mehr einfällt, gilt wie immer: Ab damit in die Kommentare. Wir freuen uns auf deine Nachricht. 🥰

Liebe Grüße

Heiko & Katja

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