Der Ablauf der Ausbildereignungsprüfung HWK (Handwerkskammer)

Wichtig: Ähnlich wie bei der Ausbildereignungsprüfung der Industrie- und Handelskammer, musst du auch bei der Handwerkskammer eine schriftliche und praktische Prüfung absolvieren. Informationen zur Ausbildereignungsprüfung IHK findest du in diesem Artikel. Interessierst du dich allerdings für die Vorbereitung und Durchführung der Meisterprüfung IV bzw. Ausbildereignungsprüfung HWK, bleib einfach hier. 😊

Die Ausbildereignungsprüfung HWK – der schriftliche Teil

Während die Industrie- und Handelskammer (IHK) auf Multiple-Choice-Fragen setzt, nutzt die Handwerkskammer Single-Choice-Fragen, von denen du zehn je AEVO Handlungsfeld (also insgesamt 40) beantworten musst. Single-Choice bedeutet, dass du zu einer Frage verschiedene Antworten vorgegeben bekommst und davon genau eine Antwortmöglichkeit richtig ist.

Darüber hinaus gibt es zu jedem Handlungsfeld mehrere offene Situationsaufgaben, bei denen du dein erworbenes Wissen anwenden musst. Dabei geht es oftmals weniger darum, Fakten einfach nur wiederzugeben, sondern diese eben in Zusammenhang mit der Aufgabe zu setzen.

Multiple-Choice-Fragen werden nur von wenigen Handwerkskammern genutzt – dennoch solltest du dich vorab bei deiner zuständigen Stelle (sprich der HWK, wo du deine Prüfung ablegen möchtest) über den Ablauf der Prüfung informieren.

Kurzfassung: Die Aufgaben in der Ausbildereignungsprüfung HWK setzen sich wie folgt zusammen:

  • fallbezogene programmierte Aufgaben mit Auswahllösungen pro Handlungsfeld
  • fallbezogene Situationsaufgaben mit Leitfragen und offenen Antworten
  • fallbezogene Situationsaufgaben mit frei zu formulierender Lösung

Während bei der Ausbildereignungsprüfung der Industrie- und Handelskammer normalerweise die Gesamtpunktzahl bei der schriftlichen Prüfung relevant ist, prüfen und werten viele Handwerkskammern jedes Handlungsfeld separat.

Die Ausbildereignungsprüfung HWK – der praktische Teil

Auf die schriftliche Ausbildereignungsprüfung HWK folgt eine praktische Prüfung, bei der du

  • zunächst einen Planungsentwurf erarbeiten sowie
  • eine Ausbildungseinheit gestalten sollst und
  • anschließend in einem rund 15-minütigen Fachgespräch Fragen dazu beantworten musst.

Dabei gehen bei manchen Handwerkskammern alle drei Aufgabenschwerpunkte in die Gesamtwertung mit ein:

  1. Entwurf: darf offiziell nicht bewertet werden
  2. Praktische Durchführung: ca. 50 Punkte
  3. Prüfungsgespräch: ca. 50 Punkte

Achtung: Wie Reinhold Vogt auf seiner Seite AEVO-Lernkartei.de schon dargelegt hat, ist die Bewertung deines Unterweisungsentwurfs seitens der Kammer rechtswidrig ist! Mehr dazu erfährst du hier.

Der Planungsentwurf für die Ausbildereignungsprüfung HWK

Im Rahmen der praktischen Ausbildereignungsprüfung gilt es zu zeigen, dass du über das notwendige didaktische und pädagogische Grundwissen verfügst, um künftig dein Wissen an (junge) Menschen weiterzugeben. In Vorbereitung darauf wird zunächst ein Planungsentwurf erstellt.

Keine Sorge, das klingt komplizierter als es ist! Normalerweise erhältst du in deinem Vorbereitungskurs auf die Ausbildereignungsprüfung umfassende Informationen zum Aufbau und der Gestaltung dieses Planungsentwurfs. Der Vollständigkeit halber möchte ich dir aber kurz zusammenfassen, wie du vorgehen kannst:

  1. Zunächst musst du dich entscheiden, welche Ausbildungsmethode du nutzen möchtest. Meistens hast du je nach Kammer die Wahl zwischen der praktischen Durchführung einer Unterweisungseinheit und Präsentation. Erstere ist bei vielen Prüfungsausschüssen deutlich beliebter, da direkt vor Ort eine Lernerfolgskontrolle durchgeführt werden kann – sprich die Prüfer können bewerten, ob und wie du das Thema vermittelt hast. Bei einer Präsentation geht es eher darum das du darstellst, WIE du eine Unterweisung vornehmen würdest – von der Planung, über die Durchführung bis hin zur Kontrolle. Eine Art klassischer Vortrag ist nicht zulässig.
  2. Anschließend suchst du dir ein Thema deiner Wahl aus deinem Beruf aus. Generell bist du bei der Themenwahl frei, es gibt nur eine Bedingung (na gut, zwei ^^): Es muss in der Ausbildungsordnung deines Ausbildungsberufes verankert und in 15 Minuten durchführbar sein. Denke dabei nicht so kompliziert – es geht weniger darum, dass du ein kompliziertes Thema wählst: im Fokus steht die Durchführung der Unterweisung.
  3. Passend hierzu solltest du dir die Ausbildungsordnung für deinen Beruf besorgen. Entweder du bestellst sie dir beim Bertelsmann Verlag aus Bielefeld oder lädst sie dir kostenlos beim Bundesinstitut für Berufsbildung herunter.
  4. Nun machst du dich ans Schreiben und behandelst dabei mindestens folgende Aspekte:
    • Unterweisungsthema + Einordnung im Ausbildungsrahmenplan
    • Erläuterung der Lernvoraussetzungen (Alter, Ausbildungsjahr, Ausbildungsstand, Vorkenntnisse)
    • Motivation des Auszubildenden
    • Ziel der Unterweisung (Fe, Ke, Fä) bzw. Lernziele
    • Methodisches Vorgehen
    • Begründung der Methodenwahl
    • Arbeitszergliederung in Lernabschnitte (anhand der vier Stufen oder relevanten Präsentationsschritte)
    • Zeitrahmen und Zeitverteilung der einzelnen Unterweisungsschritte
    • Festlegung der Arbeitsmittel
    • Hinweise auf Unfallverhütungsvorschriften (sofern relevant)
    • Planung der Lernerfolgskontrolle
    • Welche Inhalte in deinem Entwurf vorkommen sollen, erfährst du auf der Seite deiner zuständigen Kammer.
  5. Im Anschluss solltest du deinen fertigen Planungsentwurf dem Dozenten deines Vorbereitungskurses vorlegen. Alternativ kannst du ihn natürlich auch uns schicken. 🙂
  6. Von der Handwerkskammer erhältst du in der Regel bei der Prüfungsanmeldung ein Deckblatt, dass für den Planungsentwurf ausgefüllt werden muss.
  7. Im Normalfall musst du den Planungsentwurf am Tag der praktischen Prüfung mitbringen. Da meistens drei Prüfer in einem Prüfungsausschuss sitzen, empfiehlt es sich das Unterweisungskonzept in dreifacher Ausfertigung mitzubringen.
  8. Solltest du ein Exemplar bei dir als Unterweisungsvorlage liegen haben wollen, natürlich vierfach!

Anhand der Arbeitsmittel-Liste solltest du rechtzeitig vor der Prüfung alle wichtigen Arbeits- und Ausbildungsmittel zusammenpacken und zur Prüfung mitnehmen.

Meinen Teilnehmern empfehle ich schon dieses Päckchen zu packen, sobald sie mit dem Schreiben des Planungsentwurfes beginnen und wissen, was das Thema sein wird. Die Zeit vergeht so schnell und leider merkt man erst spät, dass doch noch wichtige Utensilien fehlen.

Falls du spezielle Ausbildungs- und Arbeitsmittel benötigen solltest, rate ich dir, vorher bei der Handwerkskammer anzurufen, ob diese dort verfügbar oder erlaubt sind. In der Regel sind lediglich eine Tafel, Kreide sowie (falls für die Fachrichtung benötigt) Werkbank und Schraubstock vorhanden. Ob eventuell auch ein Flipchart oder Beamer zur Verfügung steht, solltest du vorher erfragen. Ansonsten gilt:

Was du nicht dabei hast, kannst du nicht benutzen – dementsprechend kann deine Prüfungsleistung negativ beeinflusst werden, wenn Dinge fehlen oder nicht funktionieren.

Die Unterweisungsprobe im Rahmen der Ausbildereignungsprüfung HWK

Der zweite Teil der praktischen Prüfung ist die Durchführung der Unterweisungsprobe. Hierzu darfst du im Normalfall keinen “Auszubildenden” deiner Wahl mitbringen, sondern bekommst einen Lehrling oder anderen Lehrgangsteilnehmer durch den Prüfungsausschuss zur Seite gestellt. Informiere dich bitte ganz dringend bei der Handwerkskammer, wie es dort geregelt wird.

Daher ist es ungemein wichtig, dass du bei der Planung der Unterweisung nicht davon ausgehst, dass dein Mitprüfling aus demselben Beruf kommt. Im schlimmsten Fall wirst du mit jemandem geprüft, der aus einer ganz anderen Fachrichtung kommt und von deinem Thema noch nie was gehört hast.

Ein Beispiel?

Als ich meine Ausbildereignungsprüfung ablegte, wurde mir ein Koch zugewiesen. Ein Koch. Ein KOCH! Ich hab ungefähr so viel Ahnung vom Kochen wie vom … äh … Putzen? Er tat mir jedenfalls schon leid, als er begann seine Melonen aufzureihen und die Messer zu wetzen. Sein Thema war, Melonen zu einer Art Krone schneiden. Meine Melone sah nach seiner Unterweisung allerdings eher aus, als wäre sie einem Massaker zum Opfer gefallen.

Keine Sorge, er ist trotzdem Ausbilder geworden – aber diese kleine Anekdote soll dir zeigen, dass du niemals davon ausgehen darfst, dass dein Thema selbstverständlich ist. Übe daher deine Unterweisung im Vorfeld nicht unbedingt mit Kollegen, sondern Freunden/ Verwandten aus anderen Fachrichtungen.

Nun aber zur Prüfung selbst: Deine Unterweisungsprobe sollte eine Dauer von 10 bis 15 Minuten nicht unter- oder überschreiten. Falls du zu lange brauchst, wird dich der Prüfungsausschuss höchstwahrscheinlich darauf hinweisen, dass du zum Ende kommen sollst. Versuche währenddessen ruhig zu bleiben, lächle und spreche deutlich. Sollte dein Mitprüfling Fragen haben, reagiere nicht panisch, sondern zeig einfach, dass du dieser Herausforderung gewachsen bist!

Das Fachgespräch im Rahmen der Ausbildereignungsprüfung HWK

Im Anschluss daran folgt ein etwa 15-minütiges Fachgespräch über deinen Planungsentwurf und deine Unterweisung. Hierzu rate ich dir dringend, dich mit deinem Planungsentwurf in den Tagen vor deiner Prüfung noch mal zu beschäftigen und zu überlegen, welche Fragen dazu kommen könnten. Klassiker sind beispielsweise:

  • Gewählte Ausbildungsmethode
  • Warum möchtest du Ausbilder werden?
  • Zeitpunkt der Unterweisung → Biorhythmus
  • Lernziele
  • Didaktische Prinzipien
  • Rechtliche Aspekte (wobei das deutlich seltener thematisiert wird, als bei der AdA Prüfung IHK)

Versuche die Fragen ruhig und umfassend zu beantworten. Wenn du nicht direkt auf die Antwort kommst, lass dir die Frage noch einmal umformulieren. Du kannst dir auch einige Sekunden Bedenkzeit erbitten, falls du dich zunächst sammeln musst.

Meinen Teilnehmern empfehle ich immer, so viel wie möglich selbst zu erzählen, um etwaigen Nachfragen aus dem Weg zu gehen. Je mehr du erzählst, umso schneller vergeht die Zeit.

Kurzfassung: Die Bestandteile der praktischen Ausbildereignungsprüfung HWK setzen sich wie folgt zusammen:

  • Entwurf
    • Lernzielorientierung
    • fachtechnologische Arbeitszergliederung
    • didaktisch-methodische Planung
  • Praktische Durchführung
    • fachlich-didaktisches
    • pädagogisches, methodisches Vorgehen
    • fachliche Darbietung und Arbeitsmitteleinsatz
    • Kontaktfähigkeit des Ausbilders, Einbeziehung des Auszubildenden
    • Gesamtverlauf der Ausbildungseinheit
  • Prüfungsgespräch
    • Begründung der gewählten Thematik und Vorgehensweise
      • Beruf
      • Ausbildungsabschnitt
      • Thema
      • Ziel
      • Lernort
    • Nachfragen zu inhaltlichen, methodischen und pädagogischen Gestaltungsmerkmalen des Verlaufs der praktischen Durchführung beantworten
    • Wertungseinschätzung zum Ablauf und zur Zielerreichung der Ausbildungseinheit

Puh, geschafft!

Nachdem diese drei Teile absolviert wurden, wirst du höchstwahrscheinlich kurz rausgebeten. In der Zeit berät der Prüfungsausschuss normalerweise über dein Ergebnis. Wenn du reingebeten wirst, bekommst du im besten Fall ein positives Prüfungsergebnis mitgeteilt und kannst dir auf die Schulter klopfen. 🙂

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